Warum, warum, warum ist die denglische Werbung so krumm?

Warum glauben deutsche Werber, dass sie englische Slogans erfinden können? Und warum, wenn wir kassandra-artig auf die Probleme hinweisen, werden wir kassandra-artig ignoriert?

Wer ist hier der native Sprecher? (that was a deliberate mistake, folks).

A solid concept.

Erstens ist solid nicht solide im Sinne von robust, wirksam, bewährt, effektiv, gut. The right translation ist massiv (solid wood) oder fest (a solid dosage form – eine feste Darreichungsform). Und concept is für uns was ganz abstraktes (eine Idee, ein Gedanke), keine konkrete Lösung oder Plan.

Übrigens: man kann durchaus sowas sagen wie: he put in a solid performance – aber das ist sowas wie „er hat ordentlich gespielt“ – mehr aber auch nicht. Es ist fast „damning with faint praise“ (sprich: ein Lob, das so schwach ist, dass es doch vernichtende Kritik ist).

Aber das hat ein Engländer abgenickt. Welcher? Wusste er überhaupt, dass es um einen Slogan ging? Ist er Texter oder Techniker? Versteht er die deutschen Gedankengänge dahinter? Und als weiterer Einwand gegen unseren Einwand: „fest ist auch gut“.

Oh Gott, versteht ihr denn nicht??? Es ist (falsch) übersetztes Deutsch nicht gutes, echtes, reines, verständliches, werbewirksames Englisch.

Wie Amy kurz vorm Kickerspiel sagte: it’s pearls before swine (ja, manche Sprüche sind dann doch 1:1)

Thank God it’s Friday und dass wir einen Tischkicker haben, der übrigens foosball auf Amerikanisch heißt. Was ein gutes Beispiel für eine ähnliche Verdrehung ist – nur in umgekehrte Richtung. Das würdet ihr Germanen auch nicht in die eigene Werbung einbauen, oder? Oder doch????

A good call

Heute kam eine fast schüchterne aber berechtigte Anfrage von einer großen Münchner Agentur „Ich verstehe zwar, worum es geht – aber zwei Sachen irritieren mich“, meinte die Dame. Es ging um den Satz:

The fun continues at XYZ.com

“Wieso at? Und wieso kein www?“

Tja.

Es heißt on the Internet nicht in the Internet.
Es heißt at XYZ.com und nicht under XYZ.com
Es heißt Call me at 017414, oder call me on 017414, und nicht under.

Auch bei diesen relativ einfachen Sachen gibt es viele, die die teutonischen Präpositionen übernehmen.

Und www?

In letzter Zeit ist ein klarer Trend bei Webadressen in englischsprachigen Anzeigen zu erkennen – das www wird weggelassen. In Germany gibt es das auch gelegentlich, aber nicht so oft. Vielleicht kommt es noch?

Nachtrag: die Übersetzung von Good call fehlt. Es bedeutet eine gute Entscheidung, vor allem eine Entscheidung, bei der man Sachen „abwägen“ muss, sein Wissen oder Erfahrung einsetzen muss. „Call“ kommt aus dem Sportbereich – zum Beispiel: the line judge called the ball out (der Linienrichter sagte, der Ball war im Aus)