Nice Neologisms. Loathsome Leo.

Unsere Sprache ändert sich täglich. Neue englische Wörter gibt es zuhauf. Selbst The Sun hat neulich darüber berichtet:

http://www.thesun.co.uk/sol/homepage/features/3432574/English-gets-a-buttload-of-words.html

Aber meine Quelle bleibt in erster Linie (na klar!) BBC Radio 4.

Mir sind in letzter Zeit aufgefallen:

The direction of travel (für Richtung, Ausrichtung, Ansatz, besonders in der Politik)

Ein Beispiel:
The finance sector faces a week of reckoning as Business Secretary says ‚direction of travel‘ is clear and George Osborne plans greater powers for Bank of England

More here:
http://www.telegraph.co.uk/finance/newsbysector/banksandfinance/7823572/Vince-Cable-in-new-bid-to-split-banks.html

Narrative (für Geschichte, Story, Entwicklung, Selbstverständnis aber auch Außendarstellung und vieles mehr – ist irgendwie total „in“ zur Zeit)

Hier ein Beispiel:
A new political narrative is in the making [in the Middle East].

More here:
http://www.huffingtonpost.com/randa-slim/the-making-of-a-new-narra_b_824156.html

Yummy mummy (eine scharf aussehende Muddi)

Staycation (a contraction of stay & vacation) – Urlaub auf Balkonien

Wir erfinden neue Wörter eben etwas anders
Besonders beliebt sind Schöpfungen nach dem Prinzip „portmanteau“ (siehe staycation) – eine vedrehte, verkürzte Vermischung aus existierenden Begriffen: Bekannte Beispiele sind smoke + fog = smog; breakfast + lunch = brunch. Aber Elektrosmog habt ihr selbst erfunden.

Hier ist eine ganze Liste: http://www.atheistnexus.org/group/linguaphiles?xg_source=activity

Ein Grund für die Popularität von portmanteau words ist, denke ich, eine Ur-Schwäche des Englischen gegenüber Deutsch und anderen flexiblen Baukastensprachen.

Ihr könnt Wörter fast beliebig zusammenschmeißen und keiner findet das Ergebnis unnatürlich (aber wir Übersetzer müssen dann versuchen, den Gordischen Knoten auseinanderzufuseln).

Zwei Beispiele in dieser Woche:
regelversorgungsfähig (von Telemedizin)
Die Wanderfrequenz (nimmt mit zunehmendem Alter zu)

Focus on the message, guys and gals
Ein häufiger Fehler unter den Übersetzern bei der Betrachtung eines solchen Ungetüms: Der Versuch, ein entsprechendes Wort im Englischen zu finden. Leute, es gibt keines. Und wenn doch, klingt es grässlich. Please translate the message, not the words.

Why so much misplaced trust in Leo???? Es ist nicht die Bibel!
Und nicht auf Leo nachschauen (vor allem ohne Kontextangabe). Apropos Leo – eine Kundin verlangte von uns diese Woche, wir sollten „im Wellness-Bereich verweilen“ nicht mit relax übersetzen sondern mit tarry oder abide.

Sie kennen diese Begriffe nicht????

Die Unterhose von Shakespeare (na, das ist ’n Überschrift, wa?)
Kein Wunder. Der erste ist ungefähr so aktuell wie die Unterhose von Shakespeare. Der zweite passt irgendwie gar nicht – ich kenne nur die Hymne „abide with me“ (immerhin Anno 1847). Aber wir lagen richtig mit unserer Vermutung: Die Begriffe stammen offensichtlich von Leo. Ach menno, was uns diese Website an Zeit raubt.

Seitdem gehen ständig Sprüche im Büro rum: „I am going out to lunch, and may tarry in the park…“

Übrigens: Gelegentlich greifen Teutonen auch zu portmanteau words – ein Beispiel?

„Denglisch“!

Jeder dritte (mindestens) Übersetzer gehört erschossen


Bitte beim Kickern nicht stören!
Ich komme kaum zum Bloggen. Es regnet gerade Arbeit, und gestern Nachmittag (hallo, es ist Freitag! Und Januar!) haben uns gleich drei eilige Aufträge (sprich: bis Montag früh) beim Sektempfang (hallo, Anna hatte Geburtstag!) und Kickerspiel (hallo, Teamgeist ist wichtig!) gestört.

Immerhin waren es Lieblingskunden und Lieblingsaufgaben (TV-Spots, Claims und Pressemitteilungen für einen Zeitschriftenmacher, einen Bulettenbrater und einen Hersteller von Haarpflegeprodukten – but not necessarily in that order).

Stoff habe ich genug
Dabei gehen mir die Themen nicht aus, glaubt mir. Ich habe schon eine ziemlich lange Liste (aber um „Konsequenz“ beispielsweise mit aller Konsequenz sprachtechnisch auseinander zu nehmen, brauche ich Muse).

But less us turn our attention to the heading to this posting:

Was sagt der Durchschnittskollege?

Every third translator should be shot.

Es ist zwar nicht im tiefroten Bereich. Aber im grünen auch nicht. Besser ist:

One in three translators deserves to be hung, drawn and quartered for crimes against communication.

Bei „jeder zweite“ hat man die Wahl:

One in two translators requires a kick up the backside
Oder
Every other translator is crap (was aber natürlich auch missverstanden werden kann – sprich: alle anderen, nur nicht ich).

George Bush ist genial (you don’t read that very often)

Which reminds me: George W. Bush wurde mal für die schöne Verballhornung „people misunderestimate me“ durch den Kakau gezogen (oder wie meine Freundin sagt: ÜBER den Kakau).

Dabei finde ich das irgendwie genial – ein netter Neologismus. Even if George W. deserves to be hung, drawn and quartered for crimes against humanity.

Und denkt daran: Genial ist auch nicht genial (= freundlich, herzlich, sympathisch) auf Englisch, auch wenn ein Genie durchaus ein genius ist. George ist weder das eine noch das andere.

e-waste – ein Neologismus!

In unserer Branche ist es extrem wichtig, viel zu lesen – und dabei neue Begriffe (Neologismen) in der eigenen Sprache aufzuspüren.

Zum Beispiel im Bereich Green IT. Hierzu habe ich vorletzte Woche in Foyles in London gross eingekauft – denn auch in der Amazon-Ära geht nichts über stöbern und blättern. Dabei habe ich einige nette Entdeckungen gemacht.

Elektroschrott – e-waste.

Umweltfreundlich? Oh Gott, da gibt es so viel – eco-friendly, environmentally friendly, green, environmentally sound, planet-friendly.

Verwandt sind auch to decarbonise, low-carbon business, carbon footprint, ecological footprint, climate neutral, environmental impact (auch plural, impacts).

Vorsicht mit dem Wort Ökobilanz. Das ist nicht eco balance – hier sind Google-Hits sehr irreführend. Mit eco balance ist „das Gleichgewicht des Planets“ an sich gemeint, nicht eine Bilanz im Sinne einer Analyse der Belastung der Umwelt durch eigene Aktivitäten.

Für ein bestimmtes Produkt kann damit ein lifecyle assessment oder analysis (LCA) gemeint sein. Für ein bevorstehende Investition könnte es ein environmental impact assessment (EIA) sein.

Aber oft ist der deutsche Begriff weniger spezifisch gemeint: „Wir wollen einen bessere Ökobilanz“ zum Besipiel – da arbeitet man vorzugsweise mit ähnlich allgemeinen Begrifflichkeiten: we wish to reduce our ecological footprint oder einfach we wish to become a more eco-friendly business.