von Martin Crellin | 03.04.2009 | BOSS’S BLOG
Bin ein n-tv junkie (also: n-tv-süchtig). Und wie schon mal erwähnt, der Sender übernimmt gern englischsprachige Inhalte, bei denen leider einiges dann lost in translation wird.
Vorgestern gab es ein Gespräch mit einem F1-Piloten, der meinte, „It’s a shame.“ Das wurde übersetzt mit „Das ist eine Schande.“ Autsch. Shame in diesem Zusammenhang heißt einfach „Schade“ nicht „Schande.“
Noch gefährlicher war die Übersetzung von tailwind bei einem sonst sehr interessanten Beitrag über Flugzeugabstürze. Nein, lieber n-tv-Journalist, das ist nicht Seitenwind, sondern der Wind von hinten. Kein Wunder, wenn es dann zum Absturz kommt…
von Martin Crellin | 09.10.2008 | BOSS’S BLOG
Ich hab schon mal erwähnt, dass ich ein n-tv junkie bin – also süchtig nach dem Nachrichtensender n-tv.
Und dass ich auch von deren flüssigen Übersetzungen aus dem Englischen angetan bin.
Allerdings: manchmal hapert es an der Genauigkeit.
Doch gerade mitten in der credit crunch werden die Worte der Politiker auf die Goldwaage gelegt.
Beispiel 1:
US Treasury Secretary, Henry Paulson, warned yesterday: „One thing we must recognise – even with the new Treasury authorities – is that some financial institutions will fail.“
Bei n-tv war sich Mr Paulson plötzlich weniger pessimistisch – da sprach er nur noch davon, dass sie Pleite gehen könnten.
Macht ja nix…
Beispiel 2:
Diesmal wurde die Vorsicht des isländischen Premierministers weggewischt:
Geir H. Haarde: „We will not be closing banks but it is conceivable that some of them will not be able to function without our authorities intervening“
Bei n-tv war conceivable (also denkbar) plötzlich „offensichtlich“.
Macht ja nix…
Beispiel 3:
Ach, ich weiss nicht mehr, wer das war – aber irgend ein hohes Tier sagte im Interview: „I keep getting texts about it“. Texts ist richtiges Englisch für SMS, was (eher) denglisch ist. Das wusste der n-tv Reporter natürlich nicht – und aus den SMS wurden Briefe.
Macht ja nix…
von Martin Crellin | 17.08.2008 | BOSS’S BLOG
Ich schaue gern n-tv. Vor allem den tollpatschigen aber liebenswürdigen Manfred Bleskin – he has something avuncular about him.
Der Nachrichten-Sender übernimmt gerne Nachrichten von englischsprachigen Sendern. Ich nehme an, die Redakteure übersetzen die Texte selber. Denn die Beiträge sind meist angenehm flüssig, aber gelegentlich falsch oder einfach ohne Hintergrundwissen übertragen.
Beispiel 1: Es kam letzte Woche ein sehr schöner Bericht über meine Lieblingsattraktion in der englischen Hauptstadt: The London Eye.
Das Rad dreht sich ohne Unterbrechnung – aber extrem langsam. Damit können Opis, Omis und Hinnis problem- und gefahrlos ein- und aussteigen. Denn, wie ein Vertreter der Betreiberfirma betonte: „It’s not supposed to be a white-knuckle ride.“ Sprich: die Leute sollen sich nicht vor Angst mit den Händen festkrallen. Daraus wurde bei n-tv leider genau das Gegenteil: „Das ist nichts für Angsthasen.“
Na danke. Wieviel deutsche Rentiers habt ihr damit abgeschreckt? Anderseits: vielleicht verkürzen sich dadurch die Wartezeiten.
Beispiel Nr. 2: zur Zeit sind in den USA mit den Köpfen von Obama und McCain dekorierten Flipflops der absolute Renner. Hierzu lief ganz kurz ein Bericht auf n-tv. Wahrscheinlich deswegen so kurz, weil das Hintergrundwissen fehlte. Denn der Grund für diese plötzliche Nachfrage nach der famös flexiblen Footwear wurde nicht mitgeliefert: flip-flop ist ein sehr beliebtes Schimpfwort für Kandidaten, die ihre Meinung in Anbetracht der neuesten realpolitischen Notwendigkeiten ständig hin- und herbiegen.
Übrigens: Haben Sie gewußt, wie Realpolitik auf Englisch heißt? realpolitik. Echt.
Der beste/schlimmste Fehler, den ich bei n-tv erlebt habe, liegt ein paar Jahre zurück: Irgendeinem Hollywood-Starlet wurde von irgendeinem anderen Hollywood-Starlet vorgeworfen, sie sei a tramp. Das ist nicht nett. Das ist eine abgemilderte Ausgabe von „Schlampe“. Wie wurde es übersetzt? Mit „Penner“. Denn es kann auch ein Obdachlose sein. Und das stand wohl im Langenscheidt oder bei Leo.
Ich hab n-tv eine nette Mail geschrieben. Hätte ich mir sparen sollen. Keine Anwort. Keine Korrektur. Der Bericht war noch Monate lang zu lesen. Ganz schön schlampig. Manfred, you disappoint me.
Free English lessons:
avuncular – wie ein Onkel, freundlich und fürsorgend
knuckle – Fingerknochen
ride – Fahrt