Frust bei frustrierten Aufwendungen?

Wir sind neulich über den juristischen Begriff „Frustrierte Aufwendungen“ gestolpert. Mit der algorithmischen Hilfe von Google haben wir bei Linguee haufenweise “frustrated expenses” als englische Übersetzung gefunden.

Hmmm, I don’t think so. The blind leading the blind, if you ask me. Oder besser gesagt: Die Bequemen schreiben einfach bei den genauso Bequemen ab. Und basta.

Bei Leo und ähnlichen Online-Plattformen fanden wir gar nichts. Selbst bei Dietl und anderen teuren Nachschlagwerken kamen wir nicht weiter.

Was tun?
Erstens feststellen, was hinter dem deutschen Begriff steckt („Na klar“ würde man meinen – machen aber nur die Allerwenigsten).

Wir haben das umfangreiche und extrem gut geschriebene Rechtslexikon „Creifelds“ – kostet aber um die 50 EUR, und das wollen sich leider viele Übersetzer sparen.

Aber auch online wird man fündig:

Frustrierte Aufwendungen sind Aufwendungen, die im Hinblick auf die korrekte Durchführung eines Vertrages getätigt, aber bei dessen Scheitern sinnlos werden. Wurde beispielsweise bei einem Partyservice Essen bestellt, der aber nicht liefert, sind die trotzdem angefallenen Kosten für Raummiete und Blumendekor.“

Aha! Also bedeutet „frustriert“ in diesem Kontext eigentlich „verschwendet“ (in Erwartung einer Leistung).

Mit diesem Wissen kam meine australische Mitarbeiterin Lotta Ziegert (mit ihrem  juristischen Hintergrund) schnell auf den passenden englischen Begriff (bzw. Begriffe):

Reliance loss
Wasted expenditure
Wasted expenditure loss

Alle sind wasserdichte Lösungen – die man durch zuverlässige Definitionen belegen kann.

Zum Beispiel:
Reliance loss is also known as wasted expenditure loss and arises when the claimant has incurred out of pocket or wasted expenditure in preparation of or partial performance of the contract.

Passt also 100%.

Vorsicht allerdings bei expectation loss. Denn dazu gehören nicht die Aufwendungen, die man getätigt hat, sondern auch der entgangene Gewinn, den man eventuell erzielt hätte:


Es gibt im Englischen interessanterweise durchaus den juristischen Begriff frustration (thank you, Lotta!). Dieser Frust entsteht, wenn die Durchführung eines Vertrags durch äußere Umstände unmöglich gemacht wird:


Mein Frust bezieht sich auf die Bequemlichkeit der meisten Übersetzer. Ja, wir haben für die Recherche Zeit gebraucht – aber wir haben eine fachlich richtige Lösung, die von der Zielgruppe verstanden wird.


Und darum sollte es gehen, oder?