„Firma XYZ verhandelt mit Gewerkschaften und Betriebsrat […] mit dem Ziel, betriebsbedingte Entlassungen zu vermeiden.“
Naaaaa, zwei urbundesrepublikanische Begriffe, die ich mittels Durchtrennung des Gordischen Knoten lösen würde.
Betriebsrat – auf Englisch Als Standardübersetzung von Betriebsrat hat sich works council durchgesetzt. Ja, den Begriff gibt es, aber viel seltener als in Germany, und works deutet klar auf eine Produktionsstätte, kein Büro oder E-Business. Sally, Stan and Sue (vor allem außerhalb von the UK) werden nicht viel damit anfangen können.
Ich wäre deshalb sehr geneigt, „Gewerkschaften und Betriebsrat“ schlicht durch employee representatives zu ersetzen.
Betriebsbedingte Entlassungen (oder Kündigungen) – auf EnglischDa gibt es bei Leo, Proz.com and Friends eine bunte Mischung von Fehl- und Beinahversuchen – so nach dem Motto „dismissals for operational reasons.“
Guys and gals, you’re missing the point.
„Betriebsbedingte Entlassungen“ ist eine halbjuristische Formulierung. Man muss ja Entlassungen (wie ich selber aus schmerzhafter Erfahrung weiß!) vor dem verstaubten, vergilbten Arbeitsgericht begründen – und wenn der Grund nicht in der Person des Arbeitnehmers liegt, so muss die Kündigung „betriebsbedingt“ sein, sonst ist sie nicht zulässig (liebe Juristen, please don’t start splitting hairs, ok?).
Also sind es letztendlich compulsory redundancies. Bei Leo, Proz.com and Friends wird zwar teilweise zaghaft enforced redundancies vorgeschlagen – aber das habe ich persönlich selten gelesen oder gehört, und es googlet auch um einiges schlechter als compulsory.
Even now, I can still manage to mention football Es wundert mich sehr, dass man so nah am Ziel sein kann und dann doch verpatzt – so a bisl wie Torres neulich gegen Man U.
Weil das Thema so schön ist, mache ich gleich weiter.
Reibungsverluste. Another old chestnut.
Menschen und Motoren Klar, wenn es um Motoren geht, dann ist frictional losses durchaus ok. Aber nicht, wenn es um Menschen geht.
Leider verschließen sich lots of Leo Lovers die Augen vor der Tatsache, dass Reibungsverluste (vor allem in der Verbindung „ohne Reibungsverluste“) fast durch die Bank im übertragenen Sinne verwendet wird.
Der Leser ist dann der Leidtragende.
Consider the following:
1. Durch die Integration der bisher getrennten Dienstzweige ist jetzt eine durchgängige Betreuung ohne Reibungsverluste möglich
2. Mit O.P.E.N. werden unterschiedlichste Technologien und Datenwelten gebündelt und Informationen ohne Reibungsverluste nutzbar.
3. Einkauf, Qualitätssicherung und Produktion sollen auch im Wareneingang flexibel und ohne Reibungsverluste zusammenarbeiten.
The pigs say no Kein englisches, amerikanisches oder kanadisches Schwein würde hier von frictional losses reden. Es geht um reibungslose (aha!) Zusammenarbeit, Effizienz, gute Koordination – und so sollte man es übersetzen.
Sand im Getriebe Das Wort friction ist gerade in Bezug auf people and relationships mit großer Vorsicht zu genießen. Gibt es friction, so knirscht es kräftig im Getriebe – es deutet auf (unterschwelligen) Konflikt, Aggression, Reibereien (aha!).
Jeden Tag leisten wir erbitterten muttersprachlichen Widerstand an der syntaktischen, orthographischen und stylistischen Front.
Dabei entgegnen uns viele Non-Natives:
„Das ist doch nicht so wichtig. Versteht man doch, oder?“ „Das sagt man/schreibt man so bei uns.“ „Ist halt nur für die Auslandsmärkte. Hauptzielgruppe ist in Deutschland.“ „Wir haben keine Zeit (kein Geld, kein Bock auf) für die Satzkorrektur.“
Hauptproblem dabei ist, finde ich, dass deutschsprachige Auftraggeber einfach wenig Ahnung haben (können), wie das Endergebnis bei dem englischsprachigen Leser (und potenziellem Kunden) ankommt.
Hier eine Anzeige in The Independent, die vielleicht hilfreich sein könnte.
Und? Welchen Eindruck macht das Unternehmen? Was halten Sie von deren Produkten? Und deren Qualitätsanspruch? Tja, Antiwerbung ist nur fulschgeschrobene Werbing. Versteht man doch, oder? Würde ein renommiertes deutsches Unternehmen sowas hierzulande durchgehen lassen? Natürlich nicht. Da würden Köpfe rollen. Aber auf Englisch? Jeden Tag.
Nachtrag (2. Oktober) Ich war heute auf der deutschen Website von Barracuda. Ist nicht schlecht, aber ab und zu taucht was ganz Häßliches auf. Zum Beispiel „Privatsphäre Politik“ (privacy policy). Hmmm. In der Schule nach einer besonders misslungenen Klassenarbeit habe ich den angsteinflößendenen Eintrag im Heft bekommen: See me. Den Hinweis würde ich am Liebsten auf der Barracuda-Internetpräsenz hinterlassen. Entweder ist da eine Übersetzungssoftware am Mach-Werk oder ein Nicht-Muttersprachler mit Wörterbuch und Leo.
Ich habe Barrcuda nun angeschreiben. Bin gespannt. Watch this space.
Viele Menschen glauben, dass man zum Übersetzen nur ein Wörterbuch braucht. Nachschlagen, Wort finden, einfügen. My thanks go to Thilo Schrumpf für folgenden Beleg für die amüsante und imageschädigende Wirkung von Übersetzungen per Leo, Langenscheidt und Babelfish (besonders neckisch finde ich Karpfenarche…think about it… wie heißt Karpfen auf Englisch? Und Arche? Dann verbinden…).
Ja, ja, es ist Cebit-Zeit – und alle reden von „Green IT“
Freundin und Kollegin Sally, die gerade neben mir sitzt, darf nun eine „englische“ Pressemitteilung zu diesem Thema überarbeiten. Es ist alles recht wörtlich und holprig – und bei manchen Fach-Begriffen hat der Übersetzer nichts begriffen bzw. daneben gegriffen (einfach jeweils den ersten Eintrag bei Leo genommen, nehme ich stark an).
Immerhin: Der Kunde hats gemerkt – und gehandelt.
Klar, man kann allgemein-umgangssprachlich von computer centers oder auch computingcenters reden. Aber in der IT-Branche sagt das keiner. Ein Rechenzentrum ist ein data center.
Nachtrag: Nun wissen wir es – der Übersetzer ist definitiv Leo-Fan(atiker). Lückenlose Dokumentation? Übersetzt mit „gapless documentation“. So ein Quatsch. Und wo wird dieses Unwort allen Ernstes als „Englisch“ vorgeschlagen? Na klar – Leo.
Wir haben in unserem Büro hunderte von Wörterbüchern. Die kosten aber Geld. Und wir recherchieren gründlich. Das kostet aber Zeit. Leo ist billig und bequem – und häufig Mitverursacher von Sprachmüll allererster Güte.