Weihnachten – eine Zeit zum Besinnen oder Besaufen?

Um diese Jahreszeit übersetzen wir recht viele Weihnachtskarten. Und gelegentlich kann das in einem Kulturkampf ausarten.

Denn: die deutschen Kunden wünschen ihren ausländischen Partnern oft ein besinnliches Weihnachtsfest.

Nu – manche Landsleute scheuen sich, das Wort Christmas zu schreiben, weil man ja die Juden, Muslimen (und Atheisten?) damit angeblich beleidigen könnte. Aber solche political correctness will ich gar nicht erst kommentieren (Happy Holidays ist übrigens da die meist gekaufte Lösung).

Nein, wir haben ein etwas anderes Problem. Vor allem in England ist Weihnachten die Zeit zum Feiern. It’s a time to let your hair down – also eine Zeit, in der man die Sau rausläßt. Es ist mehr Besaufen als Besinnen. Das Besinnliche – wenn überhaupt – kommt nachher. Es wird manchmal mit Silvester in Verbindung gebracht. Das heisst: wir machen es wieder mal genau umgekehrt wie die Deutschen.

Und wie übersetzt man besinnlich? Mit einem Wort gar nicht, mit einem Adjektiv auch schlecht. Wenn der Kunde unbedingt darauf besteht, dann sagen wir sowas wie:

We wish you a Merry Christmas and a Happy New Year – and time to rest, relax and reflect.

Somit bedienen wir (hoffentlich) mehr oder weniger beide Kulturen.

Nachtrag: meine Schwester hat sich bei mir beschwert. Happy Holidays wäre rein Obamaisch, hat sie gemeint. Stimmt. Season’s Greetings hat sie vorgeschlagen. Geht auch. Gott, die Frau ist noch kritischer als ich.