Correct me if I’m wrong…

Wir werden gelegentlich von Kunden „korrigiert“ – oft ohne Rück- oder Absprache. Letzte Woche weigerte ein Kunde sogar jegliche Diskussion seiner „Verbesserungen“ für eine Anzeige (die Werbeagentur dagegen teilte unsere Bauchschmerzen).

Die Argumentation des Wortverbesserers:

1. Den Text müssen auch Nicht-Engländer verstehen
2. Ein Muttersprachler (Hat er eine Ahnung von Sprache? Hat er gewusst, welche Tragweite sein Abnicken hatte?) hat den Text angeblich freigegeben

Das Ergebnis war unschön, ungrammatikalisch, ungut.

Natürlich kann man einen Text für ein internationales Publikum etwas vereinfachen – aber bitte nicht völlig verhunzen.

Das ist Anti-Werbung.

Und selbst Nicht-Muttersprachler merken häufig den kleinen aber feinen Unterschied zwischen echtem und nicht-echtem Englisch – und ziehen ihre Rückschlüsse auf die Professionalität und Seriosität (no, not seriousness) des Absenders.

Apropos Freigabe/Abnicken
Nicht immer release. Besser ist approval, acceptance (vor allem bei offiziellen Abnahmen von Maschinen usw) oder umgangsprachlich sign off (gern auch als Verb).

Aber manchmal weiß es der Kunde doch besser!!
Wir hatten letzte Woche den Satz „Das Herz der Familie schlägt für das Verlegen von Frauenzeitschriften“ mit „The family really cares about women’s magazine publishing“ übersetzt. Ist auch nicht falsch. Aber der Gegenvorschlag der Anzeigenleiterin – „The family is passionate about women’s magazine publishing“ war eindeutig pfiffiger und irgendwie treffender.

Comfort and convenience (auch letzte Woche)
Bei vielen denglischen Begriffen haben Germans andere Assoziationen als wir. Convenience ist für uns zum Beispiel völlig unbelastet.

Für viele hiesige Marketing-Menschen erinnert das Wort jedoch unweigerlich an convenience store oder convenience food. Und ist damit leicht negativ. Und nein, comfort ist keine gute Alternative.

Ich finde übrigens die gängige Übersetzung von comfort zone (sprich: Komfort-Zone) auch nicht gelungen. Es geht doch um Wohlfühlen und nicht um „Komfort“. Und eine Zone ist es auch nicht.

Who chewed up my language?

Viele Kunden dichten selber auf Englisch, und wollen es von uns „kurz überflogen“ haben. Oder sie verbessern unser Englisch. Und sind überrascht oder gar empört, wenn wir davon abraten.

Diese Woche war besonders krass.

Das hier ist nur ein Beispiel aus einem 12-seitigem White Paper:

Innovation is expected added value of CIO, but own stuff is eaten by commodity

Schön, nicht? Also, ich glaube, ich kann was daraus zaubern, aber Spaß macht es nicht. It is not what I signed up for. Es ist wie einen mit Diesel betankten Benziner wieder flott kriegen. Oder ein Haus mit Asbest in den Wänden wieder bewohnbar machen.

Stuff ist wohl staff. Commodity ist wahrscheinliche routine tasks. And eaten? Naja, die sind mit den Routineaufgaben voll ausgelastet und können sich nicht auf Innovation und Wertschöpfung konzentrieren. Aber muss das sein??? Es ist soooooo mühsam zum Entziffern.

Und gleich zwei führende Autoteilelieferanten haben sich diese Woche in das Wort „comfort“ verliebt. Sorry, aber Parkassistenten und Internetanbindung sind nicht comfortable – das ist der Sessel vorm Kamin.

Ach ja, und ein Management Communications (was natürlich gleich 2x falsch ist) korrigierte folgenden Satz:

He explained the situation via a variety of employee communications

in

He explained the situation via a variety of employee informations

Ich sage nur: Garbage is expected added value of management communication, when own language is eaten by Denglisch

I‘m not comfortable with comfortable software

Komfort ist ein dehnbarer, luxusanmutender Begriff. Comfort nicht. A chair is hoffentlich comfortable. Eine Software-Lösung nicht. Es gibt tatsächlich Leute, die das sagen, also falsch ist es nicht – aber I’m not comfortable with it. Ich vermute dahinter auch eine Umkehrosmose über Walldorf.

Für mich ist sie je nach Kontext user-friendly, intuitive, funtionality-rich oder powerful. Aber nicht comfortable. Es sei denn, Sie wollen sich auf die Silberscheibe setzen.

Auch in anderen Zusammenhängen ist Vorsicht geboten – luxury oder convenience ist manchmal die bessere Übersetzung