90% aller denglischen Job-Titel sind verdreht

Job-Titel werden gern ins Denglische übersetzt. Und diese Woche hatten wir einige.

Häufigster Fehler? Die germanische Reihenfolge der Wörter (bzw die Gewohnheit Präpositionen wegzulassen).

Director Marketing – das ist die Vermarktung von Geschäftsführern
Unit Production – das ist die Herstellung von Einheiten.

Im Deutschen setzt man auch gern die Tätigkeit oder „Hierarchieebene“ für die Person ein:
Assistenz, Leitung, Vorstand – in diesen Fällen ist Vorsicht geboten.

Bei uns muss man die Person benennen – sprich:

Personal assistant (to the CEO oder was auch immer)
Head of XYZ (oder Director of oder was auch immer – das ist Geschmacks- und Statussache)
Member of the Management Board (wobei er oder sie unter Umständen der Chef ist – also CEO)

Assistance ist für uns nur die Tätigkeit, nicht die Person. Management wäre mehr als nur ein einsamer Mensch.

„Positionen“ zu übersetzen ist auf jeden Fall ein minefield – und am Besten tastet man sich sehr vorsichtig und händchenhaltend vor.

Umdrehen oder verdrehen: FC Liverpool = Liverpool FC

Mit wenigen Ausnahmen mögen wir Inselaffen unsere Wortkombinationen wie folgt: das Hauptwort ganz hinten, oder vorne, aber dann bitte glasklar mit Präpositionen ausgeschildert.

Es heißt also Liverpool FC und nicht FC Liverpool. Und Director of Advertising Sales, nicht Director Advertising Sales.

Bei manchen Job-Titeln kann man es gerade noch machen – Director of Sales, Europe – aber ein Komma ist zumindest implizit.

Die deutschen mögen es gern umgekehrt und frei von lästigen Präpositionen. Das treibt teilweise seltsame Blüten.

Es wird zum Beispiel in Berlin ein consultant public gesucht. Also Zuschauer für Berater müssen her (leider verkürzt die Firma Public Sector sehr gern auf Public, und nennt sie auch gern eine industry).

Oder man betreibt die Integration von Service-Line-Systemen – mit Service Line Systems Integration.

Oder es existiert ein Progam Partner Hosting – das heisst wohl, dass die programmierenden Partner irgendwo empfangen und verköstigt werden – oder in einem Rechenzentrum dumm rumstehen.

Und Key Account Manager Distribution beinhaltet die Zwangsverteilung von Großkundenbetreuern.

Versucht man das dem Kunden beizubringen, so kommt fast immer postwendend der Einwand: „Das heißt bei uns aber so.“ I give up.

Auch die ganzen kurzen, knackigen Überschriften nach dem Motto „Faszination Technik“ und „Mythos Mercedes“ sind nix auf Englisch. Sorry. Und bitte bloß nicht Mythos mit myth übersetzen – das ist was Negatives, sprich eine Illusion, eine Schimäre (zum Beispiel, it’s a myth that you can express things more succinctly in English than in German – erklären Sie mal Servicewüste Deutschland oder beratungsresistent auf Angelsächsisch).

Überhaupt liebe ich das Wort beratungsresistent – gerade in Bezug auf Denglisch und vor allem Werbeagenturen. Ja, ja, you know who I mean!

Ach, ja, und einen Gin-Tonic bitte schön brav mit den Worten gin AND tonic bestellen.