Wir übersetzen viele Werbebriefe – zum Beispiel an Anzeigenkunden.
Zum Schluss steht oft eine Call to Action (eine explizite oder implizite Aufforderung zum Handeln).
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Was haben sie alle gemeinsam? Ja, ein Ausrufezeichen (an exclamation mark)! Was man aber ins Englische tunlichst nicht mitübersetzen soll! Denn bei uns ist ein Ausrufezeichen weitgehend für Überraschendes reserviert! Und nicht für Aufforderungen (höchstens bei einem marktschreierischen Direktmailing)! Auch nicht zum Betonen relativ banaler Feststellungen!
We look forward to your reply! wirkt auf Englisch gaaaaaanz komisch. Lassen Sie es es also weg! Besonders bei Überschriften! Obwohl die (teutonisch erzogenen) Grafiker sie sehr gern wieder rein machen! Much to our annoyance!
Ja, klar, es gibt „In short“, wird jedoch viel seltener gesichtet als im germanischen Sprachdschungel.
Und: wir setzen nicht gleich einen Doppelpunkt dahinter. Denn: Wir arbeiten viel lieber mit Kommas. Übrigens: es ist auch bei Übersetzungen ins Deutsche zu beobachten, dass zu viele Kommas (ein)gesetzt werden.
In short, we tend to introduce new ideas using different words, and different punctuation.
Dasselbe gilt für:
Das heißt: Mit anderen Worten: Fazit: Und: Denn: Übrigens: Dasselbe gilt für:
Die Wochendbeilage vom Handelsblatt heißt – klar, muss sein – Weekend.
Auf Seite 6 und 7 von der aktuellen Ausgabe ist eine große, vermeintlich englische Headline:
Verlieren heißt auf Englisch lose. Nicht loose. Loose ist „lose“ im Sinne von „nicht fest gebunden“, und das S wird scharf ausgesprochen. Sorry, ich finde es auch nicht logisch, aber so ist es nun mal. Englisch ist nicht phonetisch. Ich habe mich auch deshalb auf der Uni für Deutsch und Russisch entschieden – und ließ Französisch gauche liegen.
Wir lassen uns auch nicht schreibtechnisch reformieren. Da würden alle auf die Barrikaden gehen – mit einer inzwischen recht tuddeligen (erm, wie schreibt man DAS?) Maggie Thatcher wahrscheinlich ganz vorne, eine Union Jack wedelnd.
Und wir setzen auch nicht obsessiv einen Komma vor jedem When, if und because. In unserem Beispiel oben ist das ganz klar teutonisch-falsch.
Gott, wie oft haben uns übereifrige Grafiker diesbezüglich schon „korrigiert“ (und/oder unsere bettelnde Kommentare ignoriert).
Seufz. Have a nice weekend. Trotz credit crunch und market meltdown.