von Martin Crellin | 04.10.2009 | BOSS’S BLOG
Ich habe es schon ein paar mal angesprochen/angeprangert. Impressum ist nicht „imprint“. Es ist echt unglaublich, welches unberechtigte Eigenleben dieses Unwort/Nichtbegriff durch Leo und andere bekommen hat.
Man nehme einen (normalen) Engländer/Amerikaner, und setze ihn vor dieses Wort (auf einer Website/in einer Zeitschrift). Was passiert?
Er schaut einen verwirrt an, und fragt: „Er, what do you mean?“.
Aber die Übersetzerwelt schert sich größtenteils nicht um die Wirklichkeit. Hauptsache, man hat „ein Wort“, das man an der Stelle „Impressum“ einsetzen kann. Es ist sogar zu einer Art Standardübersetzung geworden – dabei ist es VÖLLIG FALSCH.
Es ist auf keiner echt englischen, amerikanischen oder australischen Website (im selben Kontext) zu finden.
But I am not alone. Auch andere regen sich (zurecht) über diese Vergewaltigung unserer Sprache auf:
http://simmer-lossner.blogspot.com/2008/12/impressum.html
http://www.blog.wahlster.net/?s=impressum
http://transblawg.eu/index.php?/archives/591-Impressum-in-English-revisited.html
Oder ihr gebt „imprint“ in Google ein – mit dem Zusatz „Website“ – na? Da kommen nur (übersetzte) deutsche Websites.
Man könnte denken, dass ich mich etwas aufrege, oder???????
von Martin Crellin | 13.08.2008 | BOSS’S BLOG
Ich habe mich eine ganze Weile vor diesem Begriff gedrückt. Zum einen ist es verdammt knifflig zu erklären. Zum anderen regt mich das Thema auf – denn hier merkt man die Bequemlichkeit vieler Übersetzer (sprich: es steht weit oben bei Leo, also nehme ich das halt – auch wenn ich das selber nie gehört habe). Aber eins nach dem anderen:
Heute widmen uns den Print-Produkten (morgen kommen die Websites dran)
Bei germanischen Publikationen stolpert man regelmäßig über die Überschrift „Impressum“. Nun, was steht bei englischen newspapers, magazines and books? GAR NIX.
Es werden zwar Herausgeber, Anzeigenverkaufsleiter und Art-Director aufgeführt. Aber ohne Überschrift. Das ist mir damals in Liverpool und London natürlich gar nicht so aufgefallen – aber später habe ich im Gegensatz zu den Lazy Leo Linguists (sehen Sie – das Thema regt mich auf!!!!) Recherche betrieben.
Aber welcher Kunde akzeptiert den Hinweis: GAR NIX? Keiner. Erst recht nicht der schwäbische Grafiker, dem das Wort Impressum so vertraut ist wie die Schlachtrufe von VfB Stuttgart. Also schreiben viele Übersetzer imprint, oder die besonders faulen (sorry, sorry, aber ich habe Sie gewarnt: das Thema regt mich auf!!!!!) gleich impress. Impress ist beeindrucken. Hoffentlich tut das die Zeitschrift auch. Aber die Überschrift ist n Scheiß (I did warn you).
Imprint ist schwierig, sehr schwierig. Ja, ja, auf Seite 397 unter Absatz 24 der Mega-Groß-Ausgabe von dem Oxford-Wörterbuch steht irgendwas dazu. Aber ich habe noch nie in meinem Leben diese Überschrift gesehen – bis auf übersetzte deutsche Titel.
Man nehme einen normal sterblichen Engländer und zeige ihm diese Überschrift. Was versteht er dadrunter? GAR NIX. imprint ist für ihn ein Abdruck. Wovon ist nur die Frage.
Hat denn imprint GAR NIX mit Publikationen zu tun. Doch, doch. Es steht sogar teilweise auf der Impressumseite drauf. Und imprint page ist absolut koscher. Wir verwenden das Wort aber ganz anders.
Haben Sie einen novel irgendwo rumliegen? Schauen Sie vorne rein – da steht unter Umständen sowas wie: Pantheon is an imprint of Random House (ich habe übrigens genau diesen Satz gestern auf dem Weg zum Squashspielen in Waiblingen im National Public Radio gehört – ein Sender, der den Beweis liefert, dass es doch intelligentes Leben auf dem Planeten USA gibt).
Oder googeln Sie mal (mit Anführungszeichen vorne und hinten) „is an imprint of„. You see? Imprint ist sowas wie eine Untermarke von einem Verlag.
Also was tun? Fuzzy research heißt das Zauberwort. Damit meine ich: um das Thema herum recherchieren – nicht nur versuchen, eine schnelle, nicht-hinterfragte Bestätigung für eine bequeme Übersetzung zu finden.
Und wir werden dann fündig. So schreiben manche US-Titel masthead. Aha!!!! Wir haben die Lösung!!! Jaaaaa. Maybe. Es wird aber selten als Überschrift verwendet (Und bitte bloss nicht für Websites, aber das kommt in Part 2).
Außerdem: für viele bedeutet masthead nicht die Auflistung der Magazin-Mitmacher sondern der Schriftzug auf der Titelseite. Es ist möglicherweise wieder so eine Kultur-Kluft zwischen Britain and America. Ich bin mir da nicht sicher.
Es gibt auch andere Möglichkeiten: credits liest man bei manchen coffee-table books zum Beispiel. Ich persönlich finde about this publication oder publication details nicht schlecht als Hilfslösung. Aber es ist nur das: eine Hilfslösung für verständnislose VfB-Stuttgart-Fans mit Hang zur Grafik.
Eins ist jedoch bombensicher: imprint ist keine gültige Überschrift. Leo fans take note.
Free English lessons:
Fuzzy = unscharf; fuzzy research in Anlehnung an fuzzy logic
Novel = Roman
Coffee-table book = Bildband
Leo fans take note = Leo-Anhänger aufgepasst!