von Martin Crellin | 03.06.2009 | BOSS’S BLOG
Firmennamen übersetzen? No!!! Mit ganz wenigen Ausnahmen. Münchener Rück beispielsweise hat einen offiziellen englischen Zwilling: Munich Re.
Allerdings sollte man einige Regeln beachten:
Der Artikel MUSS weg!!! Es heißt auf Englisch Commerzbank has acquired Dresdner Bank. Und nicht: The Commerzbank has acquired the Dresdner Bank.
Kennen Sie den Claim von der Citibank? Citi never sleeps. OHNE THE. Der eigentliche Spruch lautet: THE city never sleeps. Durch das Weglassen von THE wird klar: Es geht hier um das Unternehmen.
Bei Group habe ich beides gesehen und gehört – mit und ohne THE. Übrigens: Konzern kann man nicht automatisch mit Group übersetzen – das kapieren viele Native Speaker Translators nicht. Und BLOß NICHT nicht mit concern. Auch das habe ich leider gesehen.
Ein Name, der im Deutschen dekliniert wird, wird im Englischen wie im Nominativ behandelt. We negotiated with Deutsche Bank. Und nicht: We negotiated with Deutscher Bank.
AG und GmbH auch lieber weglassen. In einem juristischen Text nicht. Auch nicht, wenn es dadurch Missverständnisse geben könnte (XYZ GmbH ist eine 100%ige Tochter von XYZ AG). Aber im Grossen und Ganzen werden in allgemeinen und journalistischen Texten solche Anhängsel in The Economist und The New York Times gnadenlos über Bord geworfen. Es steht fast ausnahmslos geschrieben: Royal Bank of Scotland. Und nicht: Royal Bank of Scotland plc. Dasselbe Prinzip gilt for Daimler, BWM und Konsorten. Sonst fällt es negativ auf.
Abkürzungen, die im Englischen nicht geläufig sind, sollten in Länge gezogen werden. Also Deutsche Telekom und nicht nur Telekom oder DTAG.
Und noch was: Germanen schreiben Firmennamen unheimlich gern durchgehend in Versalien. In England, Wales, Scotland und North America sehr, sehr selten (gewisse Frauenzeitschriften machen das – GLAMOUR zum Beispiel, und Abkürzungen natürlich auch – wie IBM und HP).
Aber PFLEIDERER wirkt sehr LAUT und MARKTSCHREIERISCH auf Englisch. Aber nur die wenigsten deutschen Kunden lassen sich in diesem Punkt überzeugen.
Wir kennen den Einwand: „Das ist aber unsere Corporate Identity“. Ja. Aber es ist eine CI, die aus einem deutschen Sprachverständnis entstanden ist.
von Martin Crellin | 27.05.2009 | BOSS’S BLOG
Wenn man sich anschickt, über die Wichtigkeit von „Kompetenz“ zu referieren (und zum Thema Tony Blair einzuladen), dann sollte man vielleicht die dazugehörige angeblich internationale Überschrift in Englisch und nicht Denglisch formulieren:
http://www.campus-symposium.com/
Future needs competence? Allerdings – vor allem kommunikationstechnisch.
Competence ist NICHT Kompetenz. Kompetenz ist viel stärker, viel positiver. Siehe hierzu:
http://falsefriends-mcsquared.blogspot.com/2008/08/incompetence-with-system.html
future needs competence ist Kauderwelsch. Es müsste sowieso the future heißen. Aber damit ist es nicht getan. Der ganze Satz ist durch und durch germanisch. Ich hoffe, der Tony weiß, worum es da überhaupt geht. Er soll mich mal anrufen, ich erkläre es ihm dann – und frage ihn mal, was die Suche nach den weapons of mass destruction macht.
Nachtrag:
Ein Referent ist angeblich: Chief of „Strategic Projects“ for the Deutschen Bank AG
Nicht schlecht, Herr Specht – vier dicke Fehler (mindestens) in einem halben Satz. Chief of? Ist der Typ Indianer Häuptling? Nur Chief Strategic Projects Officer. Oder Head of Strategic Projects. Aber nicht Chief of. Die Anführungszeichen sind komplett überflüssig. Und falsch gesetzt (wir setzen sie nie unten), THE ist bei einem Firmennamen komplett daneben, und das „n“ bei „Deutschen“ müsste natürlich verschwinden. Chapeau! Future needs competence – aber ganz dringend!!!
von Martin Crellin | 23.05.2009 | BOSS’S BLOG
Eigentlich wollte ich heute nur ganz kurz das Thema „Thus, therefore, thereby“ ansprechen.
Aber bei meiner Recherche bin ich über diesen germanisch anmutenden Absatz bei Daimler gestolpert.
To join CAReer you need sound English language skills, as well as a very good knowledge of the language spoken at the site where you would like to begin training. For entry in Germany, German is thus an important prerequisite. Should you speak other languages – so much the better!
Es ist keine Katastrophe. Aber eine Übersetzung mit starkem Akzent.
Sowie
Sowie und „as well as“ sind keine eineiigen Zwillinge. As well as – dazu gehört ein tiefes Durchatmen und eine entsprechende dramatische Gestik mit dem Arm: Hier wird etwas SEHR BETONT (als würde man auf Deutsch sagen: „und ausserdem“).
A knowledge
Übersetzer sollten mit dem Artikel vorsichtig umgehen – oft auf Englisch unnötig. Hier nicht falsch aber auch nicht zwingend (vor allem wenn man etwas umformuliert – was dringend notwendig wäre).
Site
Ja, ja, Standort. Ein verdammt schwieriges Wort. Site ist oft brauchbar, aber hier nicht – eine „Site“ ist ein Büro, eine Fabrik, ein Gebäudekomplex, eine Baufläche. Aber hier ist wohl the country gemeint.
For entry in Germany
Erm? Hier fehlt für den englischen Leser was – entry to what? Das Programm CAReer wohl – ist aber nicht klar. Und „entry“ würde ich dafür sowieso nicht verwenden.
Thus
Da hätten wir es. Im Deutschen sind Verbindungen von der Sorte darum, deswegen, deshalb weit verbreitet. Im Englishen sollte man nicht gleich zu thereby, thus und therefore greifen. Gerade „thus“ und „thereby“ sind meist überflüssig und auch von der Tonalität her in der Regel viel zu förmlich-juristisch.
Prerequisite
Das ist wie mit „Maßnahmen“ und „measures“ – ja, prerequisite geht schon. Fühlt sich aber sehr übersetzt an. Es gibt andere Möglichkeiten, bei denen man sich jedoch mehr Mühe geben muss – der Satz muss beispielsweise umgebaut werden. Dazu haben viel Übersetzer keine Lust.
So much the better!
Da hätten wir es wieder: Das deutsche Ausrufezeichen! Bitte damit im Englischen spärlich umgehen! Bei uns meist ein Hinweis für Überraschendes! Deswegen besonders nach Thank you! Und We are look forward to seeing you at the exhibition! durch einen Punkt ersetzen! Wirkt sonst übertrieben-marktschreierisch!
Fazit:
Der Absatz ist zu verstehen – aber er ist eindeutig übersetzt und sehr holprig. Eine Limousine mit drei Rädern so zu sagen.