FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION
Shitstorm ist ein scheißgefährlicher Begriff!
Neulich hat Angela Merkel den neudeutschen Begriff Shitstorm verwendet – und damit in den englischsprachigen Medien einen (kleinen) Shitstorm ausgelöst. Hier der hämische Bericht der BBC:
http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-23142660
Es heißt wörtlich ein „Sturm aus Scheiße“ – gemeint ist natürlich ein „Sturm der Entrüstung“ auf Social-Media-Kanälen.
Wir sagen zum Beispiel „social media storm“ |
Das Wortgebilde ist aus zwei Gründen scheißproblematisch. Erstens: Ein Shitstorm ist auf Englisch nicht auf Reaktionen im Internet beschränkt.
Oder online storm |
Siehe hierzu das Urban Dictionary:
http://www.urbandictionary.com/define.php?term=shitstorm
Zweitens und viel gravierender: Shitstorm ist auf Englisch EXTREM vulgär. Shit ist viel schlimmer als Scheiße. Aber deutsche Politiker gehen selbst mit „Scheiße“ scheißvorsichtig um. Aber in der teutonischen Welt ist shitstorm merkwürdigerweise salonfähig.
David Cameron oder Barack Obama würden den Begriff höchstens hinter sehr gut verschlossenen Türen im Flüsterton verwenden. In der Öffentlichkeit oder in Zeitungsartikeln? Nie.
Auch meine Kollegin und langjährige Freundin Sally Massmann hat darüber geschrieben:
http://sallymassmann.wordpress.com/2012/06/29/shstorm-ist-auf-englisch-ein-bisschen-schse/
Auch The Economist wundert sich über Angelas Wortwahl:
http://www.economist.com/blogs/prospero/2013/08/english-words-german
An der guten alten neuen Rechtschreibung wollen wir erst gar nicht denken, denn wer hätte schon "Scheisssturm" als Lektorenfreundlich einorden?
Oh je… das hatte ich während meiner Abwesenheit gar nicht mitbekommen, was sich Frau Merkel da geleistet hat (auch wenn sie sich in den Augen der deutschsprachigen Öffentlichkeit da gar nichts "geleistet" hat).
Und wieder einmal wünschte ich, dass noch viel, viel mehr Leute Deinen Blog lesen würden!!