FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION
Im Druckwesen: Nutzen, Nutzenverteilung, 2er Nutzen
Heute ein Beitrag von Diana Mangold:
Vor ein paar Wochen hat uns Novadex, die eine Softwarelösung namens LetterMaschine für die automatisierte Erstellung von hochindividualisierten Mailings bietet, eine scheinbar einfache Frage gestellt: „Wie heißt Nutzen auf Englisch? Zum Beispiel 2er Nutzen?“
Mehr zum Unternehmen hier: http://www.lettermaschine.de/
Unsere Ansprechspartnerin hat mehrere Vorschläge bei Leo und Co gefunden. Vieles von dem, was die Online-Wörterbücher vorschlagen, ist richtig – aber (leider!) nicht alles. Es kommt auf den Kontext an.
Was sagt Google Images dazu?
Was genau verbirgt sich hinter dem Wort „Nutzen“? Erster Schritt: Suchbegriff „Nutzen Druckbogen“ („Druckbogen“ hinzugefügt, um nur die relevantesten Hits zu bekomen) bei Google Images eingeben. Da sieht man große Bögen Papier, auf denen mehrere Drucksachen wie Flyer, Bilder oder Grußkarten nebeneinander gedruckt werde. Manchmal sind die Objekte identisch, manche unterschiedlich.
Zwei Beispiele:
Fragen wir Tante Wikipedia
Nächster Halt: Definition von Wikipedia. Da steht: „Nutzen ist ein Begriff aus dem Bereich der Druck- und Papierverarbeitenden Industrie. Er bezeichnet die Anzahl der auf dem Druckbogen befindlichen Exemplare eines Druckprodukts. Um den Platz auf einem Druckbogen optimal zu nutzen und kostengünstig zu drucken, werden in der Regel mehrere gleiche oder unterschiedliche Exemplare, zum Beispiel Etiketten, Plakate, Verpackungen usw., auf dem verfügbaren Platz verteilt.“
Context is King
Na gut. Und wie heißt das denn auf Englisch? Nachdem wir etliche Fachbücher bei uns im Büro (Graphically Speaking, Print&Finish, Production for Graphic Designers, Getting it Printed, Pons Fachwörterbuch Druck und Verlagswesen…) und die Webseiten von mehreren amerikanischen und britischen Druckhäusern durchforstet haben, kamen wir zu einem nicht-so-einfachen Schluss:
Zwei Begriffe gibt es: multiple-up printing (und sein Cousin n-up printing wie 2-up, 3-up usw.) und gang-run printing.
Der feine Unterschied:
wenn die Drucksachen identisch sind = multiple-up printing.
Wenn sie unterschiedlich sind = gang-run printing.
Aber es wird noch komplizierter: manchmal wird „multiple-up printing“ auch dann verwendet, wenn man mehrere unterschiedliche Buchseiten auf einem Bogen druckt. Aber das ist wahrscheinlich noch kein gang-run, weil Buchseiten aus einem Buch immer das gleiche Format haben.
Hier drei real-world Beispiele aus der Anglosphere:
Another example of “multiple up” printing is promotional rack cards, which are commonly designed 3-Up so that three cards print on one sheet of 8.5” x 11” cardstock. To produce 1,200 rack cards like this the press would only need to cycle 400 times, because the cards are being printed three at a time.
Quelle:
One of my favorite ways to print something “n-up” (that is, print the same thing multiple times in a grid on a page) is to use the LayoutZone script. Just export the whole page (or whatever part of the page you want) as an INDD file and place that file back into another InDesign document. Then use Step and Repeat to duplicate the “image” at will. If you later edit the original INDD file, it’s updated automatically on the n-up page.“
Quelle:
We do NOT gang-runany of our print jobs under any circumstance! This is the reason that our reputation for quality is unmatched in our industry. Gang Run Printing refers to the production process of combining multiple jobs to print on the same press sheet. It is intended to help reduce press make-ready costs by spreading the initial production costs across several jobs. The main limitation with gang run printing, is the inability to control the ink density of neighboring images“
Quelle:
Bei der Herstellung von elektrischen Leiterplatten (PCBs = printed circuits boards) spricht man auch von Nutzen. Dort ist eine Fertigungseinheit ein Panel, also werden einzelne Lieterplatten zusammengefasst im Nutzen = panelized gefertigt.
Auch das Trennen hinterher heißt dann ganz unkreativ de-panelizing.