FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION

Buggery, Sodomy and Duden

20.09.2011 | 1 Kommentar

Ich hatte neulich Besuch aus Hannover (was ja auf Englisch  mit einem N – Hanover – geschrieben wird). 
Meine Freundin und fellow translator Sally Maßmann kicherte immer wieder vor sich hin. Nein, nicht ob meiner Witze – sondern über das Buch Schulwissen Englisch (von Duden).

Ich hätte es echt nicht gedacht – das Buch ist ein Supergau. In einem billig zusammengeschusterten Werk eines verarmten GUS-Staates ohne bezahlbare native speakers hätte ich solche Fehler erwartet – aber von einem renommierten Verlag eines (relativ) wohlhabenden, export-orientierten und PISA-sensibilisierten High-Tech-Landes? No way.

Problem Nr. 1
Offensichtlich sind fast alle „englischen“ Texte keine Originale – sondern übersetztes Deutsch  – oder von einem Möchte-Gern-Muttersprachler, der kein echtes Englisch (mehr) kann.

Selbst wenn die Übersetzung gelungen wäre (die Betonung liegt auf der Konjunktivform), ist das, sorry, absolut bescheuert – Schüler sollen sich mit authentischem, natürlichem Englisch auseinandersetzen. Sonst befreien sie sich nie vom deutschen Satzbau und von teutonischen Vokabeln.

Schaut euch zum Beispiel das hier an (vor allem Abschnitt 2):




Kein einziger Satz ist natürlich; die meisten sind recht komisch bis missverständlich (it might help identify with the school? Help WHO identify??? supports the idea of uniformity – häh?). Und was soll das mit den other gadgets? Seit wann ist eine Schuluniform ein gadget (was other suggeriert). And wie wäre es mit brand-name products – nicht articles? It might ALSO cause some problems or EVEN conflicts – der deutsche Akzent ist unüberhörbar.


Problem Nr. 2
Auch die bekennenden Übersetzungen sind schlecht bis sehr schlecht. Boulevard-Presse heißt nicht boulevard press. Die Sensationspresse erst recht nicht sensational paper (Gleich 3x falsch – ein paper ist nicht die gesamte Presse, sensational wäre Lob – es müsste sensationalist heißen – und von sensationalist press reden wir sowieso fast nie. Wir reden höchsten von sensationalist reports oder sensationalist journalism) Und gutter press ist zwar richtig – aber extrem abwertend.







Richtig übel: In einem simulierten Zeitungsartikel (der Authenzität vorspiegelt – oder muss das Authentizität heißen?) wird das Sicherheitssystem, das einen Einbruch hätten verhindern können, als safety system bezeichnet. Erm, did you mean security? Und das yet am Ende ist auch sehr German.


Kein Wunder, wenn Deutsche den Unterschied zwischen safety und security nicht kennen – wenn der Duden es gleicht falsch vermittelt.






Und ein broken door ist kein place. Und wieso Komma nach May? May 11, 2005 – ja. Aber nicht 11th  May, 2005. Oh GOTT ist das Ding schlecht.


Problem Nr. 3
Es sind etliche grammatikalische und sonstige Fehler. Es heißt heavy industry nicht the heavy industry. Bei Zahlen verwenden wir Komma bei Tausend und Punkt für die Dezimalstelle. Duden offensichtlich nur gelegentlich.

Sodomy ist nicht Sodomie  – aber trotzdem ein heftiges Wort für Schüler
Der Ausdruck I’ll be buggered wird ohne Warnhinweis als Umgangssprache für „ich bin baff“ verkauft. Buggery ist ein derbes Wort für sodomy (auch ein false friend – denn das deutsche Wort „Sodomie“ hat mit Tieren zu tun. Die entsprechende Freizeitaktivität heißt auf Englisch bestiality).


Zugegeben, das Wort bugger hat sich sehr abgenutzt und wird oft verwendet – aber es gibt durchaus Engländer, die noch höchst empfindlich darauf reagieren.


Ich hoffe zumindest, dass meine Stieftochter (die mit dem Duden-Machwerk arbeitet) bei ihrer Gastfamilie in Eastbourne den Ausdruck meidet. Offensichtlich wissen die Autoren (die alle verdächtig teutonisch klingende Namen tragen) nicht um die Brisanz von bugger.


Once sally had returned to Hanover nahme ich mir einen Block Post-Its zur Hand, um die Fehler zu markieren – aber die gelben Zettel sind mir noch im ersten Drittel des Buches ausgegangen. Duden really buggered this particular book up. They  made real prats of themselves – and did not deserve the dosh they were given.

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1 Kommentar

  1. Librarian

    Du hast Recht – oh Gott, ist das Ding schlecht!!! Bei einer Publikation aus dem Duden-Verläg hätte man wirklich Besseres erwartet…
    Ich würd's zurück schicken, genau mit den ganzen Post-its drin.

    (Es heißt übrigens Authentizität)

    Antworten

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