FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION

Robbie tells Sky to F off

12.06.2010 | 5 Kommentare

Ole, ole, oh je….es ist WM wieder. Was man lieber nicht mit WC übersetzt – aus hygienischen Gründen.

Und siehe da, es wimmelt wieder von Denglisch
Ein Dribbling ist a dribble. Ein Tackling ist ein tackle. Und ein Trainer ist a manager oder coach. Und die englische Auswahl ist nicht the English selection, liebe Sky-Reporter, sondern the English team.

Übrigens: als ich letzte Woche in Sheffield in der Elternmannschaft gegen die 12-jährige Kiddies Fussball gespielt habe (zwei Tore!), habe ich einen ganz neuen Ausdruck gelernt: to skill someone = gekonnt an dem Gegener vorbeispielen. Wie sooft wurde hier aus einem Substantiv schwupp di wupp ein neues Verb gezaubert – und ein transitives noch dazu.

Zeigt uns eure Leichen!!!
Aber der Weltmeister der denglischen Begriffe ist public viewing. Vor allem für die Amis ist ein public viewing die öffentliche Aufbewahrung einer Leiche.

Siehe:

http://www.dailymail.co.uk/news/article-1196626/Michael-Jacksons-body-fairytale-public-viewing-Neverland-Ranch-funeral-Sunday.html

Oder ein Videospiel mit einem streaker – ein Zuschauer, der nackt über das Fussballfeld läuft. Schade, dass diese wichtige hautnahe Tradition in echtem Leben ausgestorben ist.

Es gibt auch andere public viewings natürlich (zB von Kunst), aber richtig problematisch ist die Verwendung „Wir gehen zum Public Viewing / es gibt ein Public Viewing in XYZ.“ (wir Engländer würden nie sagen: I am going to (a) public viewing“)
Zugegeben, wenn man intensiv genug googelt, findet man gelegentlich public viewing areas for the beautiful game, aber ich hab’s nie im normalen Leben gelesen oder gehört.

Wir in Great Britain reden von big screens, zum Beispiel:

http://www.independent.co.uk/sport/football/news-and-comment/big-screen-plans-for-world-cup-dropped-1914690.html

Auch möglich: the match is to be screened (oder shown) at XYZ.
Hier aus The Independent eine weitere Version:
Patriotic fervour gripped England and Germany today as millions of football fans prepared to watch their teams take on their age-old rivals in the second round of the World Cup.
Huge TV audiences were expected in both nations for the game and with forecasters predicting the hottest day of the year so far, open air screenings were predicted to prove popular.
Apropos Fussball: Ich werde nie vergessen, wie die Kameraleute von Sky bei einem Spiel von Aston Villa plötzlich Robbie Williams entdekte – der der Kamera die Hand wie folgt entgegenstreckte:

„Komisch,“ meinte der deutsche Kommentator, „es steht doch vier zu drei.“

For those of you watching in black and white: die Geste bedeutet: fuck off. Und war für die Kameraleute gedacht.

Für das V for Victory muss man die Hand anders rum hinhalten.

Wir haben es den Franzosen gezeigt!
Angeblich (es ist umstritten) fand die Geste ihren Ursprung in der Schlacht von Agincourt – die Franzmänner wollten den englischen Bogenschützen bei einem Sieg die zwei Finger abschnippeln, die man zum Bogenschießen braucht. Aber die Engländer haben die Schlacht gewonnen – und den gallischen Gefangenen zwei Finger entgegengestreckt.

Ätsch, bätsch.

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5 Kommentare

  1. Librarian

    Ah, ich liebe Ethymologie! (Bei Gesten sagt man sicher anders, aber du weißt was ich meine)
    Hier noch ein c für dich, damit der nackte Streaker nicht ganz so nakt da steht 🙂

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  2. MCSquared

    ich glaube, ich sollte alle Posts erst durch dich prüfen lassen!!!

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  3. Librarian

    Jederzeit gerne 🙂
    Nach fast 10jähriger Tätigkeit im Verlag, wo ich viel korrekturlesen musste, bin ich leider so darauf konditioniert, Tippfehler zu sehen, dass es in besonders üblen Fällen wirklich den Lesegenuss beeinträchtigt (nicht bei deinen Postings, I hasten to add).

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  4. Eulenbaum

    Sollte es nicht "the England team" statt "the English team" heissen? Man spricht auch mittlerweile von Podolski z.B. als "the Germany striker" statt "the German striker" in den britischen Zeitungen. Vermutlich zu unterscheiden zwischen Stürmern bei der Nationalelf und 08/15 Spielern deutscher Herkunft.

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