FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION
ATA – eine Anleitung für Kunden
Bin ganz angetan von dem American Translators Association (https://www.atanet.org/).
Auch wenn der BDÜ endlich aus dem Tiefschlaf erwacht ist (siehe das Großereignis in Berlin http://www.uebersetzen-in-die-zukunft.de/), ist der ATA einfach um Längen moderner, rühriger und ideenreicher. Dieses Jahr findet die 50th Annual Conference der ATA statt. Das Berliner Ereignis war der allererste Kongress des BDÜ. Also führen die USA 50:1. Ein zweiter BDÜ-Treff ist angedacht – in etwa drei Jahren. Die ATA-Veranstaltung ist nächstes Jahr in Denver. Mehr hier: https://www.atanet.org/conferencesandseminars/future_sites.php
Na, eine tax-deductible Reise nach Amerika wäre nicht schlecht oder?
Ich kann auf jeden Fall das BDÜ-Tagungsband sehr empfehlen (http://www.bdue.de/ und dann Publikationen anklicken; kostet nur 20 EUR). Insgesamt finde ich die Übersetzerbranche recht intransparent – dieses dicke Buch schafft Abhilfe.
Aber noch mal zur ATA: Besonders gut hat mir deren „Anleitung für Kunden“ gefallen. Ist flott und griffig getextet. Und es sind zahlreiche Ratschläge dabei, bei denen ich heftig genickt habe.
Unter anderem:
Eine Übersetzung ist nicht immer sinnvoll – manchmal ist eine mündliche Zusammenfassung völlig ausreichend (Was steht drin? Ist es überhaupt wichtig?). Oder eine Grafik wäre besser.
Die meisten Kunden schreiben viel zu viel – und lassen viel zu viel übersetzen. Wenn Kunden über die Kosten von Übersetzungen stöhnen, dann rate ich immer: VIEL WENIGER schreiben, dafür BESSER. Ich hab schon Zig Broschüren gesehen (und übersetzt), bei denen ich gedacht habe: WER SOLL DAS ALLES LESEN??? Und dem Kunden des Kunden geht es bestimmt nicht anders. Und wie oft haben wir mit schlechten deutschen Ausgangstexten gekämpft? Daher übersetze ich wahnsinnig gern Zeitungsartikel – denn sie sind in der Regel sehr gut strukturiert und formuliert. Naja, bis auf Focus vielleicht. Das ist Bild-Zeitung für Möchte-Gern-Intellektuelle. But I digress.
Man muss wissen, wozu die Übersetzung überhaupt gemacht wird – die Kunden sagen es meist nicht und die Übersetzer fragen meist nicht. Dabei ist es das A und O.
Wir übersetzen manchmal deutsche TV-Spots für die amerikanischen Entscheider eines Bulettenherstellers. Konsequenz? Wir müssen die ganzen Wortspiele und kulturellen Hintergründe erklären. Und schreiben daher fleißig Fußnoten.
Wir „übersetzen“ aber manchmal auch Anzeigen und Slogans, die in englischsprachigen Zeitschriften erscheinen. Konsequenz? Wir müssen oft den Text neu erfinden – es geht um die Botschaft, nicht um die einzelnen Wörter.
Die englische Anleitung vom ATA ist hier unten.
https://www.atanet.org/docs/Getting_it_right.pdf
Eine deutsche Verson hats auch (ist nicht schlecht übersetzt – vor allem die Titelseite ist witzig gemacht. Aber etwas Dynamik ist tatsächlich lost in translation. Ich hätte mir etwas mehr Mut zu einem eigenen Stil gewünscht).
http://www.iti.org.uk/pdfs/trans/German.pdf
Apropos eigenen Stil / den Text aktiv mitgestalten: Ich kann folgenden Blog sehr empfehlen (auf Englisch):
http://tomellett.blogspot.com/
//Eine deutsche Verson hats auch (ist nicht schlecht übersetzt – vor allem die Titelseite ist witzig gemacht. Aber etwas Dynamik ist tatsächlich lost in translation. Ich hätte mir etwas mehr Mut zu einem eigenen Stil gewünscht)//.
I wish you had given some concrete examples with the given translations and your suggestions for improvement.
Regards,
Dondu N. Raghavan
Die BDÜ-Seite ist eine grobpixelige, nicht korrekt kodierte, grafisch altmodische Katastrophe – was ein wenig von den holprigen Texten ablenkt.
Die BDUE-Konferenz war einfach super. Fantastisch organisiert, mit spannenden Vorträgen und Workshops. Sie zählte 1,500 Teilnehmer aus 40 Ländern. Die Hauptvorträge und einige kleinen wurden auch (ehrenamtlich) simultan in drei Sprachen gedolmetscht. Der BDUE überlegt in drei Jahren eine weitere Konferenz zu organisieren. Jeder, der dieses Mal nicht teilnehmen konnte, ermutige ich hinzufahren. Wir Niedersachsen kamen voller Elan wieder!
In der Vergangenheit war vieles beim BDUE sicherlich verbesserungswürdig, aber mit dieser Konferenz wurde einiges wieder wettgemacht.