FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION
Fertigungstiefe auf Englisch
Es gibt Begriffe, die lassen sich nicht direkt übersetzen. Dazu gehört Fertigungstiefe.
„BMW will die Fertigungstiefe reduzieren“
Das versteht der Autoindustrie-Fachmann oder die Fachfrau.
„BMW wants to reduce its manufacturing depth.“
Das erntet ein “Äääää?” Oder besser gesagt, ein „Huuuuh?“.
Klar nach stundenlanger Recherche werden sich vielleicht drei zweifelhafte Beispiele finden, in denen der Begriff manufacturing depth doch verwendet wird. Aber mir geht es um Verständlichkeit, um die übliche branchenspezifische Sprache, um Klarheit.
Meine Vorschläge (bin offen für andere):
BMW wishes to reduce the amount of manufacturing performed in-house.
Wobei ich mit reduce the amount nicht 100% glücklich bin. Daher empfehle ich, das Ganze umzudrehen:
BMW wishes to outsource more of its manufacturing operations.
Auch damit bin ich noch nicht richtig zufrieden – ist aber wenigstens verständlicher als manufacturing depth.
Solche Rochaden sind oft eine gute Lösung – aber viele Übersetzer haben Probleme damit. Sie wollen „die Wörter“ übersetzen – und vergessen dabei die Botschaft.
Also – Vorsicht vor Leo und Co.
Auch vertical integration (was überall in den Foren empfohlen wird) ist irreführend. Vertical integration entsteht, wenn ein Hersteller einen Händler oder Lieferaten übernimmt – damit er mehr Anteil an der Wertschöpfung hat. Ja, eine Verwandtschaft ist gegeben, aber nur ganz entfernt.
Nachtrag (20. Januar):
Ein interessanter Beitrag:
http://www.wer-weiss-was.de/theme46/article5236.html
Hier sieht man den Unterschied in der übersetzerischen Vorgehensweise: manufacturing penetration – klingt irgendwie „fachmännisch“, entpricht „irgendwie“ dem deutschen Begriff. Ist aber eine reine Erfindung (googeln Sie mal).
Percentage of components manufactured in-house ist zwar kein „Begriff“, ist aber verständlich. Und richtig. Dem Koch ein Lob.
Bin kein Übersetzer, aber wie wäre es mit „BWM wishes to manufacture less“ oder, wenn das nicht eindeutig genug ist, „BWM wishes to manufacture less in-house“?
das Zweite wäre durchaus eine Möglichkeit…finde ich besser (da kürzer) als meins.
Das Erste – etwas irreführend. BMW will nicht weniger Autos produzieren (naja, abgeshen von jetzt wegen Absatzkrise!)
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Danke. Also noch ein schönes Beispiel für eine Bedeutungsnuance, die man sich mit Wörterbüchern kaum erschließen kann; „manufacture“ klingt ja sehr nach „Handarbeit“, also (eigener) Fertigung. Daher hatte ich vermutet, dass Variante 1 reichen könnte.
This could be a useful manufacturing term, but they’re mixing it up with product ranges – where you have range depth and range width. For example a narrow range with plenty of depth would be like a bookshop only stocking kids books, but having tons of them and all types of kids books. A wide range with not much depth would mean they have kids books, adult fiction, engineering, finance, tourism, you name it, but only a few books of each type.
I’m trying to work out if that’s what the mean with the manufacturing. Like they don’t make lots of different types of cars at BMW, but if you want one of a specific series you can have plenty of made-to-measure options.
FWIW.
„Manufaktur“ – auch ein falscher Freund! Hab auch schon was dazu geschrieben. Manufacturing = verarbeitende Industrie. „Range“ und „depth“ passen mE nicht – kann sein, dass F-Tiefe gelegentlich so verwendet wird, aber das ist, denke ich, nicht die „offizielle“ Bedeutung. Siehe Wikipedia (zugegeben nicht 100% zuverlässig).
http://de.wikipedia.org/wiki/Fertigungstiefe
A – You raise an important point. It is possible that in certain contexts a German author might be referring to the range of products. But in most texts where I have come across it that mean "how much we do in-house" rather than outsource it.