FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION

Wenn deutsche Kunden Englisch schreiben…

17.10.2008 | 6 Kommentare

Fast täglich erhalten wir Emails mit folgender Bitte:

„Wir haben selber was auf Englisch geschrieben… Sie brauchen nur kurz drüber schauen!“

Bei solchen Anfragen schrillen bei uns sofort sämtliche englische, schottische und walisische Alarmglocken. Selbst der einsame Schwabe im Büro geht in Deckung.

Aber ich kann doch Englisch??!!
Auch wenn der Kunde 10 Jahre in den USA lebte und sich bestens mit den englischen Fachbegriffen der Branche auskennt – er (oder sie) kann besser auf Deutsch als auf Englisch formulieren. Und wir können besser Englisch – really.

Wenn ein Nicht-Muttersprachler selber auf Englisch schreibt…

  • Häufig stimmt die Struktur/ die logischen Verbindungen des Dokuments nicht – denn der Autor muss sich zu sehr auf die Fremdsprache konzentrieren!
  • Vieles ist unklar formuliert – teilweise verstehen wir einfach nicht, was der Autor sagen wollte. Wir müssen anrufen, oder raten
  • Viele Formulierungen sind unnatürlich – trotzdem kann es selbst einem geschulten Muttersprachler schwer fallen, das Problem genau zu erkennen und zu korrigieren
  • Besonders beliebt sind „falsche Freunde“ – Wörter, die auf Englisch und Deutsch sehr ähnlich klingen, aber doch unterschiedlich sind. Hier kann es sehr schwer sein, die eigentliche Intention des Autors zu deuten

Ich erinnere mich besonders gern an die Anfrage für ein 50-seitiges Dokument von einem großen Konzern mit Sitz in Bonn. The Men in Magenta wollten es selber auf Englisch schreiben (angeblich um Zeit und Geld zu sparen) – dafür waren 4 Wochen anberaumt. Wir sollten drei Tage zum Überarbeiten haben. Schnell drüber schauen geht doch flott, oder? Der erste Satz im Entwurf ließ schon Schlimmes erahnen: „The actual document…“. Wir haben dankend abgelehnt.

Warum ist das so schlimm?

Bei Englisch-made-in-Germany können wir nicht frei texten oder übersetzen – sondern müssen uns erst mal mühsam in den Text reinfinden. Die Gefahr ist sehr groß, dass wir Fehler in den „fertigen“ englischen Dokumenten übersehen. Auf jeden Fall ist das Endergebnis nie so gut, wie bei einem Text, der von Anfang an von einem Muttersprachler erstellt wurde. Und das Ganze wird wesentlich aufwendiger und teuerer. Mit Spaßfaktor Null.

Bauen Sie Ihr eigenes Haus?
Zum Vergleich: Wenn Sie versuchen, Ihr Haus selber zu bauen und erst zum Schluss den Fachmann holen, so kann er nicht kurz drüberschauen – sondern er muss erst mal feststellen, was und wie alles gemacht wurde. Und oft muss er alles, inklusive Fundament, komplett neu machen. So geht‘s uns auch.

Was tun?
Wir werden gern auf Deutsch gebrieft. Aber schreiben lieber selber auf Englisch. Das ist besser, schneller und nervenschonender. Und fast immer billiger.

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6 Kommentare

  1. dondu(#11168674346665545885)

    //“The actual document…“. Wir haben dankend abgelehnt.//
    I am reminded of an Agatha Christie novel in which the Belgian born detective Hercule Poirot has a telephonic conversation with Mrs. Oliver, another recurring character in Christie novels and is actually a parody on Agatha Christie herself.

    The polite Hercule tells Mr. Oliver of his hope that she was not disturbed by his call. He says „I hope you are not deranged Madam“. „Of course not“ exclaims Mrs. Oliver indignantly and rings off. Hercule Poirot was of course trying to express in English „dérangée“.

    Regards,
    Dondu N. Raghavan

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  2. Judy and Dagmar Jenner

    Echt lustig, great post. Wir haben das auch immer wieder, und in den letzten paar Wochen haben wir auch wieder solche Sachen gehabt. Lustige Beispiele gibt es da natuerlich massenweise, und es stimmt wirklich: es ist echt einfacher, den Text zu uebersetzen, weil da hat frau wenigstens ein Ausgangsdokument. Wir muessen auch dauernd den Kunden anrufen. Es ist zwar aergerlich und muehsam, aber manchmal macht es auch Spass: „I can English“….Bottom line is: leave the original writing to the pros.

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  3. MCSquared

    Yep, we end up spending hours on the phone trying to work out the true meaning… a particular problem with many Germans is that they are used to being praised for their „perfect“ English (and let’s face it, they generally speak much better English than English do German), and we have to persuade them otherwise…

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  4. MCSquared

    Yep, we end up spending hours on the phone trying to work out the true meaning… a particular problem with many Germans is that they are used to being praised for their „perfect“ English (and let’s face it, they generally speak much better English than English do German), and we have to persuade them otherwise…

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  5. Marie-Aude

    You’re quite right, but the example you gave is a little bit streched.

    I hope nobody having spent so much time abroad would make this mistake I learned to avoid before the Abitur.

    I remember a document which was directly written in French by some Germans (other language, same problem), where they consciously repeated the customer’s „date“ for „data“. Data is données in French, and even if we could understand, it sound so weird… Nevertheless, in general Germans speak better english than many other people.

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  6. MCSquared

    The example is drawn from real life. It was a huge document littered with "English" of that "quality"

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