FALSE FRIENDS, GOOD AND BAD TRANSLATION

Incompetence with system

19.08.2008 | 1 Kommentar

Es gibt griffige Wörter und Wortkombinationen, die oft für Headlines und Slogans eingesetzt werden. Kompetenz in Finanzen, Logistik mit System, Kreativität ohne Grenzen.

Es gibt natürlich core competencies. Aber das habt ihr eh von uns geklaut. Also Vorsicht: während Kompetenz eine aüßerst positive Ausstrahlung hat, ist Competence so la la – es ist die Fähigkeit, irgendwas zu tun, aber viel mehr auch nicht.

Stellen Sie sich zum Bespiel folgenden Dialog vor:

Is he any good?“
He’s competent.“

Das nennt sich damning with faint praise. Sprich: es ist gerade so wenig Lob, dass es wie vernichtende Kritik ankommt.

Viel besser ist expertise, oder skills.

Soziale Kompetenz zu Beispiel ist nicht, liebe BASFler, social competence, sondern soft skills oder interpersonal skills.

Dann gibt es mit System. With system ist völlig bedeutungslos. Ich höre den Kundenberater schon grummeln: wie übersetzt man es denn? Naja, die Idee dahinter könnte man etwa mit „systematic“ umschreiben – aber nur umschreiben. Das ist nicht headline-tauglich. Wie sooft heißt die Lösung: komplett neu auf Englisch dichten.

Ohne Grenzen ist ähnlich. Ich habe verschiedene Übersetzungsversuche gesehen: without borders, without frontiers, without limits – und heute bei SAP: without barriers. Leider wird „barriers„vor allem in Verbindung mit Behinderung verwendet – barrier-free housing zum Beispiel (was ihr auch geklaut habt).

Diese Versuche sind nicht auf der Nonsens-Ebene von with system. Aber für die meisten Headlines nicht das Ideale – denn es geht nicht um geografische Grenzen oder physische Barrieren. Sondern um das „Grenzenlose“ an sich. Eine Möglichkeit wäre unlimited. Creativity unlimited zum Beispiel. Aber auch hier wäre es besser, auf Englisch von Null anzufangen – und nicht typisch deutsche Strukturen zu übernehmen.

Übrigens Spiel ohne Grenzen gabs auch bei uns. Hieß allerdings: It’s a Knock-Out

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1 Kommentar

  1. Translatrix

    *seufz* wenn man als Übersetzerin (bin eine) aber solcherart kreative Trans-Creation wagt, kriegt frau auf die Nuss, denn a) geht das nur mit einem kleinen Briefing ("lieber Kunde, was möchtest Du denn eigentlich sagen") und ist b) nicht für Peanuts zu haben, außerdem kommt dann c) der ach so über-kompetente Kollege aus der Nachbarabteilung, der mal in USA studiert hat und ein amerikanisches Auto sein Eigen nennt, und der kann halt die im Deutschen verwendeten Vokabeln so gar nicht im Englischen wiederfinden (Dear customers: I am a translator, not a freaking dictionary!) und dann kriegste ne Reklamation, weil Du schönes Englisch geschrieben hast und nicht irgendwas, was der deutsche Schulenglisch-Sprecher wiedererkennt. Sogar die Syntax hast Du ins Englische transponiert – OMG! Bingo!

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